Smart City, Smart Mobility, Smart Governance, Smart Economy, Sharing Economy

Smart Everything, was bedeutet das?

Philipp Schaumann - Letzte Aktualisierung: Juni 2019

Hinter dem Schlagwort "Smart City" finden sich heute viele neue oder auch alte Ideen rund um eine intelligente Steuerung von Ressourcen, Infrastruktur und Menschen in den immer mehr wachsenden Städten. Ziel ist die Steigerung von Effizienz, Sicherheit und eine höhere Lebensqualität für Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner. Die modernen Lösungen sollen aus der Kombination folgender Aspekte entstehen:

  • dem Einsatz vieler Sensoren,
  • der Digitalisierung von mehr oder weniger allem,
  • der Vernetzung aller Menschen und Geräte und
  • der Analyse der riesigen Datenmengen durch "Big Data" Techniken.

Smart City ist ein Überbegriff, der verschiedene Aspekte und verschiedene Interessen zusammenfassen soll. Wikipedia sagt, dass es darum ginge, "Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Diese Konzepte beinhalten technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen."

 

 

 

"Smart xxxx" als elegante technologische Scheinlösung die möglichst viele Daten sammelt und die Bürger möglichst transparent macht

Problematisch an vielen dieser Ideen ist, dass dahinter oft auch mehr oder weniger offen kommunizierte Ideologien stehen. Zwei davon werden jetzt hier vorgestellt, im Artikel kommen noch weitere Aspekte.

1. Die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme durch Überwachung, Kontrolle und Lenkung

Eine ganze Reihe von Politikern und Administratoren sehen in den neuen Technologien die Möglichkeit, durch Überwachung, Kontrolle und Lenkung eine folgsame, friedliche und sichere Gesellschaft zu schaffen. Vorreiter dafür ist vor allem China, aber die Begeisterung der westlichen Sicherheitsbehörden für Überwachungen ist ebenfalls gut dokumentiert.

Der folgende Artikel berichtet über die Pläne in Singapur, 'smarte' Straßenlaternen einzusetzen. Kameras und andere Sensoren sollen mittels Gesichtserkennung gesuchte Personen identifizieren, aber auch erkennen, ob es Menschengruppen oder -ansammlungen gibt, die die Regierung als potentielles Problem einstuft. Auch Verkehrsübertretungen, z.B. zu schnelles Fahren mit e-Bikes soll auf diese Weise erkannt und bestraft werden.

Beeindruckend ist die Begeisterung der chinesischen Behörden für die Gesichtserkennung in 2018 - (das 5 Minuten Video der BBC berichtet über den Einsatz bei der Polizei). Der Reporter John Sudworth ließ sich in einer chinesischen Stadt suchen und war nach wenigen Minuten fürsorglich umlagert. Zitat: China has been building what it calls "the world's biggest camera surveillance network". Across the country, 170 million CCTV cameras are already in place and an estimated 400 million new ones will be installed in the next three years.

Wie weit man das treiben kann zeigt ein anderer Artikel 2018: Chinesische Firmen überwachen Gehirnaktivitäten von Arbeitern indem eine entsprechende Kopfbedeckung, z.B. dem Sicherheitshelm eines Arbeiters eine Sensorik eingebaut wird um Hirnstromwellen und Gehirnaktivitäten von Arbeitern zu messen. Ziel ist, dass Stress erkannt wird und dann eingeschritten werden kann.

Hier Aussagen vom Big Brother Award 2018 in Deutschland: "Eine „Smart City“ ist die perfekte Verbindung des totalitären Überwachungsstaates aus George Orwells „1984“ und den normierten, nur scheinbar freien Konsumenten in Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“", so die BB Award Laudatorin Rena Tangens. Und Detlef Borchers : Wo die Smart City aufhört, fängt der Polizeistaat an, weil insbesondere die Gesichtserkennung in den smarten Lampen die Bürger unter Generalverdacht stellt.

Viele Beispiele für die Begeistung der westlichen Sicherheitsbehörden für solche Überwachungstechniken bringe ich an anderer Stelle ausführlicher unter Gesichtserkennung. Gerade die Verbindung mit künstlicher Intelligenz halten viele Politiker und Administratoren für den großen Schritt zur "Befriedung" der Gesellschaft. In einigen kalifornischen Gemeinden regt sich erster Widerstand gegen die mit den vielen Sensoren verbundene Überwachung: Kalifornische Städte rebellieren gegen invasive Smart-City-Überwachung.

2. Die Lösung aller menschlichen Probleme durch mehr Technologie

Eine weitere Ideologie glaubt (und möchte uns glauben machen), dass alle Probleme der Menschheit dadurch gelöst werden könnten, indem wir alles messbare digitalisieren, dann alle Messgeräte und Menschen miteinander vernetzen und dann mittels Algorithmen alles mit allem korrelieren. Durch diese Big Data Analysen würden so viele Erkenntnisse gewonnen, dass die Politiker und Verwaltungsbeamten das Verhalten der Bürger und auch die Wünsche klar erkennen und dann natürlich optimal umsetzen könnten. Diese Ideologie hat ihren Siegeszug vor allem (aber nicht nur) von Silicon Valley aus genommen und findet mittlerweile aus vielen Gründen auch an vielen anderen Orten viele Anhänger. Die Umsetzung dieser Idee wird von den Mächtigen der Internet-Ökonomie tatkräftig vorangetrieben, unter anderem durch großzügige Angebote an Städte Infrastruktur, Software und Analysetechniken kostengünstig zu nutzen. Als Gegenleistung erwarten die Firmen "nur" unsere Daten. Weiter unten mehr zur Privatisierung der Smart Cities.

Der New Scientist schreibt 2017 in Who will really benefit from the coming smart-city revolution?:

    That [smart-city] hype is hitting fever pitch. Examples include an investment group, backed by Microsoft founder Bill Gates, pledging $80 million to kick-start Belmont, an 80,000-home smart city near Phoenix, Arizona, to feature driverless cars, superfast internet, autonomous deliveries and jobs in advanced manufacturing. In Canada, Google owner Alphabet has partnered with Toronto to develop a smart district. In Saudi Arabia, the government plans a $500 billion smart, solar-powered megacity 33 times bigger than New York. There are many more.
    The premise goes like this: we are told that, if we are to fight climate change while embracing mass urbanisation, we need to live in sensor-stuffed places designed to make our lives hyper-efficient. The reason, ostensibly, is to make cities more sustainable, with services such as energy, water and transport run by AI, in turn informed by all-seeing, all-hearing 5G wireless networks.

 

 

 

Smart City: "Kostenlose" Angebote oder der Verkauf der Daten der Bürger an Privatfirmen

Smartphone Apps, die Informationen über den augenblicklichen öffentlichen oder Straßenverkehr liefern, die kosten Geld. Ebenso alle Angebote für öffentilche WLAN-Zugangspunkte und ähnliche digitale Infrastruktur. Daher kommen große Firmen oft den Kommunen entgegegen und machen denen sehr günstige oder sogar kostenlose Angebote. Der Deal ist: Die Daten der Bürger (die heute angeblich Gold wert sind oder gar die Hauptresource der neuen Zeit) gegen verbiligte oder kostenlose Infrastruktur. Der Kasten rechts erklärt, wie die Betreiber einer WLAN-Infrastuktur alle Bürger der Stadt tracken können, auch die, die dieses Angebot nicht nutzen.

In New York hat Google (über ein Konsortium LinkNYC) 2016 kostenloses WLAN, Internetzugang in früheren Telefonzellen, kostenlose Telefonate und kostenlose Ladestatioinen angeboten, als Gegenleistung verlangt Google "nur", dass die Nutzer sich einmal mit ihren Kontaktdaten registrieren müssen und natürlich die Nutzungsbedingungen und die Weitergabe ihrer Daten akzeptieren. Google bekommt alle Daten die bei der Nutzung (oder Nicht-Nutzung) der Dienste gewonnen werden können.

Viele Politiker finden solche Angebote toll - sie erlauben es ihnen, ohne Rückgriff auf Steuergelder zusätzliche Dienste zur Verfügung zu stellen. Und die Bürger haben sich ja eh längst daran gewöhnt, mit ihren persönlichen Daten zu zahlen. Was da stattfindet ist eine Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur. Nicht alle Bürger finden das gut, aber die Versuchung von Stadtverwaltungen, auf solche Angeobte einzugehen, ist sehr groß.

Auch andere Internetgiganten machen ähnliche Angebote, so experimentiert Facebook 2015 mit kostenlosem Internetzugang in Indien oder Afrika. Einige Länder, darunter Indien, lehnt solche Angebote ab, da nur eine sehr eingeschränktes Internet geboten werden soll (Zu den Angeboten gehören neben Facebook auch Wikipedia, BBC, ein Wörterbuch und eine Astrologie-App) und natürlich die Nutzungsrechte aller Daten abgetreten werden müssen.

Google hatte 2015 die Daten des englischen Gesundheitssystems NHS übernommen um sie auszuwerten. Die Erkenntnisse stehen danach dem NHS und Google zur Verfügung. Dabei kommen bestimmt interessante Erkenntnisse heraus, es wurden aber die Rechte der Betroffenen an ihren Gesundheitsdaten vollkommen ignoriert (es gilt ja immer noch der EU-Datenschutz).

Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Tendenzen wird auch in Intelligente Städte: Bei Smart Cities "bleibt die Demokratie auf der Strecke" dokumentiert. Auf dem Gewerkschaftskonkress wird die Smart City als öffentliches Gut gefordert und die "extreme Machtzusammenballung bei digitalen Giganten vom Schlage Alphabet-Google, Facebook und Amazon", die "demokratiegefährdende Ausmaße angenommen hat", kritisiert.

 

 

 

Smart Mobility - intelligent unterwegs

Smart Mobility sucht Wege, Mobilität (energie)effizient, emissionsarm, sicher und kostengünstig zu implementieren. Dies kann entweder über eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs geschehen, oder über Verbesserungen für Privat- und/oder Share-PKWs. Der öffentliche Nahverkehr kann "smarter" gemacht werden, indem z.B. über Apps die Verfügbarkeit und Abfahrtszeiten von Bussen und Bahnen transparent gemacht werden und die Wegstrecken zeitlich optimiert werden. Anderseits kann auch PKW-Verkehr beschleunigt und bequemer gemacht werden, z.B. über verkehrsabhängige intelliegentere Ampelsteuerungen oder über Apps, die verfügbare Parkplätze anzeigen. Oder durch Anzeigen von Routen, die in diesem Augenblick die höchste Geschwindigkeit erlauben. Auch die leichte Verfügbarkeit von Taxis oder Carsharing-Fahrzeugen mittels App wird unter Smart Mobility gereiht.

Das Beispiel der Smart Mobility zeigt, dass es bei der Implementierung von Smart City-Konzepten sehr wohl unterschiedliche Optimierungsziele geben, die durchaus gegensätzliche Wirkungen haben können. So führt z.B., wie 2017 in New York demonstiert wird, die leichte Verfügbarkeit von (Uber- und Lyft-)Taxis mittels Apps zu zusätzlichen Verkehrsstaus und einer Schwächung der U-Bahnen. Das zeigt, dass "smart" nicht unbedingt ökologisch bedeuten muss, smarte Technologien können auch zu mehr Klimaschäden führen. (Das ist vergleichbar zur Diskussion der Wirkung von autonomen Fahrzeugen. Auch die können entweder zu weniger, aber auch zu mehr CO2-Ausstoß führen. Auf meiner anderen Website untersuche ich, ob autonome Fahrzeuge wirklich "grüner" sind. So wird es z.B. möglich werden, autonome Fahrzeuge bei fehlenden Parkplätzen einfach im Kreis zu schicken.)

Konzepte wie Carsharing behandele ich weiter unten unter Sharing Economy.

 

Das Problem der bei solchen App-Angeboten anfallenden Bewegungsdaten

Was aber auf jeden Fall passiert, ist dass sowohl bei der Stärkung des öffentlichen Verkehrs wie auch bei der Beschleunigung des PKW-Vekehrs personen-bezogene Daten gesammelt werden. Jede Nutzung einer App mit der Frage, wie der Nutzer vom jetzigen Standort zu einem anderen kommt, egal ob im PKW oder öffentlich, bedeutet, dass der Besitzer der App (oder der Nutzer des Fahrzeugs) jetzt einen bestimmten Weg zurücklegen will. Fahrzeug-Elektronic und App senden bei diesen Anfragen eine eindeutige Kennung, d.h. diese Daten sind nicht anonym (auch wenn dies manchmal behauptet wird). An anderer Stelle dieser Website zeige ich dazu 2 Punkte auf: Der erste Punkt ist, dass Ortsdaten und Bewegungsdaten nie wirklich anonym sein können. Denn allein die Kombination aus Arbeitsort und Schlafort führt in den meisten Fällen zu einer eindeutigen Person.

Der zweite Punkt zur fehlenden Anonymität von solchen Bewegungsdaten ist, dass selbst in den Fällen, wo versucht wird, die Daten sauber zu anonymisieren, dies sehr oft nicht gelingt. Hier verlinke ich auf mehr Unterlagen zu De-Anonymiserung und an anderer Stelle bringe ich viele Beispiele gelungener De-Anonymisierungen.

Die apokalyptischen Reiter des Informationszeitalters sind Terroristen, Kidnapper, Drogenhändler und Kinderpornografen, und nicht mehr Krieg, Hungersnöte, Krankheiten und Seuchen.

Befürworter von Smart City verweisen auf die (angebliche) Anonymisierung und darauf, dass mit den Daten ja, "nichts Böses angestellt werden wird". Das mag zwar die ursprüngliche Intention der Datensammler sein, aber nach kurzer Zeit werden die entdecken, dass ihre Daten auch für andere Firmen interessant sind und einen nicht-unerheblichen Wert darstellen. Dann werden die Nutzungsbedingungen angepasst und der "Verkauf an Partner-Firmen" dort aufgenommen. Und das ist selbst nach den neuen strengeren EU-Datenschutzbestimmungen erlaubt, solange der Kunde darüber informiert wird und er zustimmt. Eine Anonymisierung wäre auch bei Bewegungsdaten zwar theoretisch möglich, würde aber zu einer drastischen Absenkung ihres Wertes führen. Daher werden die Daten in aller Regel nicht wirklich anonymisiert, sondern pseudonymisiert. D.h. der Bezug zur Person ist nicht mehr offensichtlich, kann aber "bei Bedarf" wieder hergestellt werden.

Neben dem (fast unvermeidlichen) späteren Verkauf der (bestenfalls pseudonymisierten) Daten und der Anforderung durch Behörden werden sehr regelmäßig Daten gestohlen. An anderer Stelle liste ich viele Beispiele für Datenverluste. Alles was im Netz erreichbar ist und einen Wert darstellt, wird irgendwann gestohlen.

Und dann kommen noch die Begehrlichkeiten der Behörden und der Politik. Daten die bei Privatfirmen wie z.B. bei der Autobahnmaut, bei Flugbuchung, Nummernschilderkennung, dem bundesweiten E-Ticket Deutschland oder digitalen Bahnfahrkarten anfallen werden früher oder später von Behörden angefordert. Dafür braucht es nur einen weiteren Terroranschlag (einer der vier neuen apokalyptischen Reiter des Informationszeitalters, siehe rechts) und schon wird auf diese Daten zugegriffen. Wir werden sehen, was dem neuen österreichischem Innenminister 2018 noch alles einfallen wird. (Wobei der deutsche Innenminister in 2017 mit der Ausweitung der Staatstrojaner-Nutzung von schweren Straftaten wie Terrorismus auf Computerbetrug, Hehlerei oder missbräuchlichen Asylantragsstellung die Latte was Datenbegehrtlichkeit angeht, schon ordentlich hoch gelegt hat). Auch die Smart City Daten erwecken viele Begehrlichkeiten.

 

Wie könnten solche Dienste datensparsam implementiert werden?

Die erste und wichtigste Punkt ist, dass das Geschäftsmodell (sofern nicht aus Steuergeldern implementiert) nicht auf Datenverkauf beruht. Der zweite Punkt ist, dass die Daten so früh wie möglich nach ihrer Erfassung auf das absolute Minimum reduziert werden müssen. Das ist die Datenminimalisierung, die bereits im alten Datenschutzgesetz enthalten war, aber natürlich weiterhin gilt. Daten müssen auf das absolute Minimum beschränkt werden, mit dem der an die Datenowner (Nutzer oder Kunden) kommunizierte Nutzungszweck erreicht werden kann. D.h. zum Beispiel, dass identifizierende technische Daten wie MAC- oder IP-Adresse sofort gelöscht werden. Auch das systematische Ersetzen der Identität mit einem gleich bleibenden Pseudonym ist KEINE Anonymisierung sondern erlaubt zumeist eine spätere Re-Identifizierung. Wie leicht eine solche geht zeige ich Text zu De-Anonymisierung an anderer Stelle.

Wichtig ist in jedem Fall den konkreten Verwendungszweck im Auge zu behalten. Wenn dieser darin besteht, dass die Verkehrsdichte bestimmt werden soll, so reicht eine Zählung der in einer bestimmten Funkzelle eingebuchten Geräte, dafür ist keine Speicherung der Daten jedes Geräts erforderlich. Die Versuchung der Entwickler und Betreiber dieser App-basierten Dienste haben natürlich immer die Versuchung, die bei einer Anfrage durch eine App automatisch anfallenden Meta-Daten aufzuheben, weil ja niemand weiß, "wofür die mal gut sein könnten". Aber Daten, die nicht gespeichert werden, können auch später nicht von Behörden angefordert und gegen die Benutzer verwendet werden! Wer viele Daten sammelt, der muss sie später evt. auch abliefern.

 

 

 

Smart Governance - Einbindung der Bürger

Smart Governance soll eine bürgernahe politische Entscheidungsfindung durch starke Einbindung der Zivilbevölkerung in städtische Entwicklungsprozesse sicherstellen. Ziel der Smart Governance ist es, Maßnahmen, Planungs- und Entscheidungsprozesse transparenter und partizipativer zu gestalten. Schlagworte sind dabei Technologien wie das Open-Data-Prinzip, Open Government sowie E-Partizipation.

Solche Konzepte können zu einer stärkeren Mitwirkung der Bürger führen, aber können auch zum Ausschließen anderer verwendet werden. So berichtet Netzpolitik.org von einer Studie über die Nutzung der Online Platform „Schau.auf.Linz“. Ziel der Untersuchung war zu klären, ob ein solcher Zugang zu den Behörden der Stadt die digitale Spaltung der Gesellschaft vertieft. Dabei zeigte sich bei den Nutzern eine deutliche relative Mehrheit an Personen mit akademischer Ausbildung. Aber trotzdem war diese Option für viele Menschen mit geringerem Bildungsgrad eine geringere Schwelle um mit der Stadt in Kontakt zu treten.

Negativ wurde diese Platform aber dann genutzt, als Befürworter_innen eines Bettelverbots in der Innenstadt die Plattform nutzten, um Bettler_innen als 'Zigeuner, Ungeziefer oder Schlimmeres' zu denunzieren. Markiert wurden dort auch Zeltlager, die wenig später Brandanschlägen zum Opfer fielen. Dies zeigt, dass solche Platformen auch für das sähen von Hass genutzt werden können.

Positive Vernetzungen sind z.B. die Initiative frag nebenan, die nach eigenen Aussagen 55 000 Nachbarn in Österreich vernetzt und auf diese Weise Nachbarschaftshilfe unterstützen will.

 

 

 

Smart Economy, Sharing Economy

Smart Economy ist nach Wikipedia " die Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität durch Vernetzung verschiedenster Akteure auf lokaler, regionaler und globaler Ebene." Ein Teilaspekt davon ist die Stärkung von innovativen Unternehmen, z.B. durch die Förderung von Startups, aber auch durch Open Data. So werden Daten bezeichnet, die von jedermann ohne jegliche Einschränkungen genutzt, weiterverbreitet und weiterverwendet werden dürfen, z.B. die aktuellen Positionen der öffentlichen Verkehrsmittel einer Stadt.

Ein weiterer Teilaspekt davon ist die Sharing Economy, die kommerziell oder auch nicht-kommerziell geprägt sein kann. Bei den nicht-kommerziellen Sharing Angeboten haben wir z.B. Booksharing oder Initiativen wie Funkfeuer oder Freifunk bei denen private Internet-Anbindungen für andere zur Verfügung gestellt werden um eine Alternative zu kommerziellen Angeboten zu schaffen.

Solche Konzepte klingen recht emanzipativ, aber in der Realität haben sich jedoch leider einige destruktivere Modelle durchgesetzt, z.B. AirBNB. 2008 gegründet, werden über diese Platform private Unterkünfte vermittelt. Aus dem ursprünglichen "Aufnehmen von netten Reisenden" hat sich 2017 eine kräftige Konkurrenz zu den Hotels entwickelt. Negative Ergebnisse sind vor allem die Zweckentfremdung von Wohnraum in den Zentren der Touristenstädte, die eine tagesweise Vermietung (ohne Steuern dafür zu zahlen) deutlich ertragreicher ist als Monatsmieten. Der Artikel Airbnb-Boom lässt Mietpreise in Metropolen explodieren (Mai 2018) berichtet Details. Juni 2018: ein Hotelier erklärt, warum AirBNB Wettbewerbsverzerrung ist und den großen Innenstädten schadet.

Speziell dann wenn AirBNB bei der Steuervermeidung aktiv unterstützt, z.B. wie hier mit Payout über WesternUnion oder in Offshore-Accounts. In Frankreich wurde AirBNB gezwungen, die Nutzung der Prepaid Card Payoneer einzustellen.

Die ursprüngliche Idee, Gäste aufzunehmen, findet sich jedoch immer noch in Netzwerken wie CouchSurfing und anderen Gastfreundschaftsnetzwerken.

Carsharing könnte eine Möglichkeit sein, die öffentlichen Verkehrsangebote zu ergänzen, indem Kunden bei Bedarf (z.B. für Fahrten außerhalb der öffentlich erreichbaren Gebiete) stundenweise ein Fahrzeug nutzen können. Dadurch wird die Resourcen-"Verschwendung" vermieden, dass fast alle privaten Fahrzeuge 90% ihrer Lebenszeit nutzlos einen Parkplatz blockieren. Der Artikel Will jemand teilen? berichtet über Forschungen, wie Privatfahrzeuge ökonomischer eingesetzt werden kann, und verlinkt auf die Forschungsplatform peer-sharing.de.

Der Vermittlungsdienst Uber klang am Anfang stark nach Vermittlung von (nicht-kommerziellen) Mitfahrgelegenheiten, hat sich aber bis 2017 zu einer ernsthaften Bedrohung für das Taxigewerbe entwickelt. Krititisiert wird dabei vor allem, dass der Dienst UberPop mittels Umgehung der Anforderungen an Taxidienste die Fahrten oft deutlich billiger anbieten kann. Dabei entstehen zumeist prekäre Arbeitsplätze ohne soziale Absicherung für die Fahrer.

Das eigentliche Ziel von Uber ist jedoch die Umstellung auf autonome Fahrzeuge, so dass die Problematik der prekären Arbeitsverhältnisse durch überflüssig-machen der Fahrer gelöst wird. Da erwartet wird, dass dies mit einer weiteren Vergünstigung der Angebote einhergehen könnte, kann dies zu einer weiteren Ausdünnung der öffentlichen Angebote führen (siehe das Beispiel New York)

 

 



Philipp Schaumann, https://sicherheitskultur.at/


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